Straight From Nothington, bis neulich die letzte Veröffentlichung unter der MRDTC-Flagge, erschien 2015. Aus dem Nichts sind Tino Claus (u. a. Amnistia) und Chris Dupont (u. a. NordarR, Noise Assassin) jetzt zurück. Unverhofft kommt eben oft. Das trifft auf den Sechs-Tracker Monarch ebenso zu wie auf das Wiedersehen mit den beiden Herren bei einer Party in der Nähe von Leipzig. In Kombination Anlass für ein spontanes Interview.
Wie kam es jetzt zu der EP, die im April überraschend erschienen ist?
Tino: Christoph kam mit einem Release-Vorschlag und wollte wissen, ob ich darauf Bock hätte. Hatte ich. Daraufhin schickte er mir die zwei neuen Songs und sagte, dass es zu dem einen auch schon eine Gesangsidee gäbe. Bis jetzt habe ich die Lyrics immer selbst geschrieben. Es ist für mich prinzipiell aber kein Problem, die Texte von jemand anderem zu singen – solange sie gut sind. Ich bin nicht so ein Egomane, der nur seine eigenen Texte singt. Beim Songwriting wichtige Frage: Botschaft rüberbringen oder nur unterhalten? Normalerweise gibt es bei mir einen Anlass, ein Erlebnis oder etwas, das mich beschäftigt. Besagte Lyrics waren nun für Christoph wichtig war. Der Song war auch gut, deshalb alles cool für mich.
„Ich bin nicht so ein Egomane, der nur seine eigenen Texte singt.“ Tino Claus
Chris: Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch gar nicht über MRDTC gesprochen. Nur über die Idee des Songs und dass seine Stimme darauf passen würde. Erst danach fingen wir an, darüber nachzudenken, dass wir die EP wieder als Duo veröffentlichen könnten.
Hielt in den letzten sieben Jahren zumindest der private Kontakt?
C: Ich hatte eine ziemlich schlimme Phase, von 2018 bis 2020 rein, in der ich mein soziales Umfeld sehr verkleinert habe, um die Hälfte. Das hat MRDTC eingeschlossen, was aus heutiger Sicht natürlich falsch war. Ich habe damals versucht, mit Tino zu kommunizieren – und bei allen Antworten, die ich bekommen habe, bin ich durchgedreht. Bei allen anderen war das auch der Fall. Das habe ich damals nicht gesehen, aber heute ist mir das bewusst. Das hatte mit meiner Situation zu tun. Es gab lange gar keinen Kontakt mehr.
T: Für fast zwei Jahre. Zum Geburtstag hat er gratuliert, das war’s.
C: Ansonsten absolute Totenstille. Erst letztes Jahr, als ich Ende August privat etwas richtig Schönes gemacht habe, war das auch die Lösung meiner Probleme, die ich die Jahre zuvor hatte.
Und wie war es, jetzt wieder zusammen an Songs zu arbeiten? Wie immer?
T: Es war genau nicht wie immer.
C: Alles, was MRDTC betroffen hat, ist dieses Mal in einem Raum passiert. Das ist eine Sache, die es vorher so nicht gab. Wir haben aktiv zusammengearbeitet.
T: Bisher war das strikt getrennt. Christoph hat die Mucke gemacht, mir die Lieder geschickt und ich habe dann geschaut, ob mir dazu was einfällt. Anschließend habe ich den Gesang bei mir zu Hause aufgenommen, ihm den geschickt und er hat ein Lied draus gemacht. Jetzt war es so, wie Chris sich das früher schon mal gewünscht hätte. Ich bin für die Vocals zu ihm nach Braunschweig gefahren, habe mich da mit meinem Mikro ins Musikzimmer gestellt und sie aufgenommen. Wie eine Band: ein schönes Wochenende lang gearbeitet und den Weihnachtsmarkt besucht – in Sachsen hatten wir ja keine.
„Was es vorher so nicht gab: Wir haben aktiv zusammengearbeitet.“ Chris Dupont
C: Was für mich noch wichtig war, ist, dass wir direkt noch weitere Titel bearbeitet haben. Das war richtig geil. Aber es war im Prinzip eine völlig neue Person, mit der man da gearbeitet hat. Als ich damals das erste Mal in echt mit André Schittek aufeinandergetroffen bin, um an NordarR-Tracks zu arbeiten, hatte ich vorher schon geübt und wusste, worauf ich mich einlasse. Und er war unfassbar nervös, weil man bei solchen Aufnahmen auch immer etwas sehr Persönliches preisgibt. Dieses Erlebnis hatte ich im letzten Dezember dann zum ersten Mal mit Tino.
T: Allerdings war bei Monarch gar kein richtiger Kreativprozess mehr nötig, der Song war quasi fertig. Bei dem zweiten Track, Guns2 Hearts, habe ich noch den Text geschrieben und Chris gefragt, ob ich ihn aggro oder softer singen soll. Früher hat jeder nur das gemacht, was in seinem Zuständigkeitsbereich lag.
Einige Wochen später habt ihr euch wiedergetroffen und einen Clip gedreht. Was hat es mit der Uhr auf sich?
T: Als wir zur Location gekommen sind, eine alte Fabrikhalle in Leipzig, lagen im Nebengebäude riesige Haufen Gartenabfälle. Und an der Wand hing diese Ikea-Uhr. Wir hatten die – im Nachhinein coole – Idee, sie überall hin mitzunehmen und in jeder Sequenz zu filmen. Sie hing an einer Mauer, wurde rumgetragen wie ein Ei. Um drei Ecken gedacht, passt sie sogar zum Text. Es geht inhaltlich bei Monarch darum, dass jemand Zeit mit jemandem verbringt.
C: Ich fand das gut, weil wir absichtlich auch die Tasche vom Cover des Debütalbums dabeihatten. Sie symbolisiert eine Reise, eine Fortbewegung von A nach B. Und auf dem Foto der Stuhl demgegenüber stand als Symbol dafür, dass man sich irgendwo hinsetzt und bleibt. Wir wollten anlässlich der Wiederneuentdeckung der Band und des Gefühls ein paar Sachen mitnehmen, die damals schon existierten.
Wo ist die Uhr jetzt?
T: Sie ist signiert und liegt momentan bei mir zu Hause. Die wollen wir irgendwann versteigern und das Geld, das wir damit einnehmen, spenden. Wir müssen uns noch überlegen, für welchen Zweck.
Wollt ihr noch mehr Songs schreiben und nach der EP ein komplettes Album veröffentlichen?
C: Ein Album schließe ich erst mal aus. Der Markt ist einfach voll. Wir sind da auch jetzt schon so lange raus, das wäre Quatsch.
T: Wir wollten mit der EP weder Erwartungen wecken noch erfüllen. Es geht nur darum, dass wir etwas machen, das uns beiden Spaß macht. Wenn das am Ende jemandem gefällt, dann ist das cool, und wenn es niemandem gefällt, dann ist das so. Wir haben momentan auch nicht vor, live aufzutreten.
C: Dafür sind die neuen Songs auch nicht konzipiert worden. Wir haben ein Thema, drei Perspektiven, und danach ist Schluss. Dann kannst du es dir nochmal anhören und die Texte ganz genau durchlesen und überlegen, was warum wie klingt. That’s it.