INTERVIEW

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5 Fragen an Yuma und Marcel, die Macher von „Elektronische Körpermusik“

Dreieinhalb Jahre Arbeit haben sich gelohnt, die Resonanz auf Elektronische Körpermusik könnte kaum besser sein. Stoff für mehr als 600 Seiten haben Yuma Hampejs und Marcel Schulze gesammelt, mit Fachleuten und Musikern gesprochen, um das Genre erstmals umfassend in einem Buch abzubilden – und mit einigen Mythen aufzuräumen. Die Planungen für eine englische Fassung sind bereits angelaufen, aber vor 2025 ist mit einem Erscheinen nicht zu rechnen. „Es ist gerade schön, das positive Feedback zu genießen. Und vielleicht auch mal etwas Freizeit zu haben“, sagt Yuma. Für ein kleines Interview mit VOLT hatten sie und ihr Kompagnon zum Glück aber noch Zeit.

Was war die größte Herausforderung bei der Zusammenstellung dieses Buchs?

Marcel: Da Yuma und ich unterschiedliche Schwerpunkte hatten, haben wir jeweils eigene Wehwehchen gehabt. Nachdem uns bewusstwurde, dass wir mit Mythen und Legenden rund um EBM aufräumen mussten, habe ich einiges an Recherchearbeit geleistet. Yumas Idee war, dass wir das Projekt als Zeitstrahl aufarbeiten. Also musste ich tief ins WWW eintauchen, alle möglichen Fetzen von Informationen finden und auswerten. Dazu kam noch unzähliges Material aus Büchern und anderen Quellen. Lesen, quervergleichen, alles doppelt und dreifach prüfen: Für mich wurde dadurch die Nacht zum Tag. Auch Schreibstil und Textlängen waren ein Thema. Yumas Lieblingswort: Kürzen! Fast jeden Artikel musste ich deutlich einkochen.

Währenddessen litt Yuma an den Übersetzungen von nicht englischsprachigen Personen. So mancher Satz mag in der Muttersprache Sinn ergeben, wir hatten es dann aber mit kryptischen Wortsalaten zu tun. Ab und zu mussten wir noch mal vorsichtig beim Verfasser nachfragen. In der Feldarbeit hatte Yuma durchaus noch andere Sorgen: Eli [van Vegas, Layouter] meinte, wir bräuchten noch Fotos für die ersten 100 Seiten – also aus der Anfangszeit des Genres, lange bevor es Smartphones und digitale Kameras gab. Und nicht jeder Fotograf oder Privatmensch hat seine Aufnahmen online verfügbar, oder Lust, diese zu spenden.

Was waren die schönsten Momente bei der Arbeit an „Elektronische Körpermusik“?

M: Definitiv das Projektteam! Wir haben uns gegenseitig immer wieder motiviert und neue Impulse gegeben. Yuma und ich funktionieren sehr ähnlich und haben die gleichen Ideen im Hinblick auf Layout, Aufbau und Struktur. Das hat vieles einfach und harmonisch gemacht. Wir sind eine geschlossene Einheit und haben sämtliche Details und Ideen in langen Videocalls ausdiskutiert. Wir wussten von Anfang an, wohin die Reise gehen und wie das Resultat aussehen soll.

„Wir wussten von Anfang an, wohin die Reise gehen und wie das Resultat aussehen soll.“ Marcel Schulze

Extrem waren die zahlreichen Kontakte mit all den Menschen, die uns auf dem Weg begleitet, beraten oder ertragen haben. Die Interviews mit unseren Idolen und die schönen kleinen Geheimnisse, die laut NDA [Geheimhaltungsvertrag] leider nicht im Buch stehen dürfen. Und natürlich unsere Partner, die uns ebenfalls immer wieder ermutigten und an uns glaubten. Im Gegenzug durften sie so einiges Neues in Bezug auf EBM erlernen.

Gab es Momente, wo ihr das Ganze abblasen wolltet?

M: Allein die stundenlange Recherche war ziemlich zermürbend. Das Internet ist voll von Informationen, aber leider ist vieles davon Auffassung, Interpretation oder Meinung. Aus all den Berichten muss man erst mal filtern. Und dann wollte ich auch noch vorhandene Bücher hinzuziehen. Alleine diese Lektüre war sehr zeitfressend, aber wir wollten unbedingt alles gründlich geprüft haben: Alben, Songtitel und so weiter.

Und irgendwann wollte ich dann auch einfach mein Telefon in den Teich werfen. Es vibrierte ständig, immer neue Nachrichten und Ideen von Yuma. Und die mussten auch umgesetzt werden. Wir brauchten Bilder, die genau diese Emotionen transportieren. Dass wir zu diesem Zeitpunkt noch keinen Layouter hatten, brachte uns fast um den Verstand.

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Wie konntet ihr Eli dann für dieses zeitintensive Projekt begeistern?

Yuma: Er war anfänglich einer der Beitragenden im Buch und hat einen fantastischen Text für das Kapitel über die EBM-Generationen geschrieben, darüber hinaus ein Bericht über seine Band Zweite Jugend. Bereits in der Phase, in welcher Eli die Berichte verfasste, unterhielten wir uns oft über Layout und Formate. Er ist vom Fach. Ursprünglich sollte jemand anderes layouten, doch daraus ist dann nichts geworden. Da standen wir mit 80 % der Texte und Bilder – und wussten nicht, wie es weitergeht.

Ich kontaktierte denkbare Personen, einige trauten sich das Projekt nicht zu, andere hatten keine Zeit. Eli wusste von unserem Problem und eines Tages beschlossen wir, ihn zu fragen. Wir erklärten unsere Vorstellungen, schickten ihm das Referenzbuch und ein paar Tage später sagte er zu. Denn er hatte richtig Bock darauf, trotz Zeitknappheit.

Gab es Überraschungen während der Arbeiten?

Y: Es sind unzählige Überraschungen auf uns eingeprasselt. Sei es, dass wir ein Interview mit unserem Idol Claus Larsen führen durften. Oder einen Video-Call mit Torben Schmidt hatten. Dass wir eine Geschichte von Benestrophe bekommen haben, obwohl diese Band seit Jahrzehnten im Ruhestand ist. Oder ein Facebook-Posting von Richard Méndez nach unserem Interview. Wir waren baff! Auch der unglaubliche Support und Zuspruch von Nordamerika bis Down-under, die dadurch entstandenen Freundschaften sind herzerwärmend. Aber auch die positive Resonanz von unseren auserwählten Probelesern, die nicht aus der Szene stammen, waren für uns eine schöne Überraschung. In a nutshell: Jedes einzelne Kapitel, jeder einzelne Bericht hatte Überraschungen für uns.

Elektronische Körpermusik kann hier bestellt werden oder persönlich bei Marcel am Merch-Stand des WGT EBM Warm-ups (25. Mai, Leipzig, Felsenkeller) gekauft werden.



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