The Rorschach Garden „Stealth Black“
Rezension
Album // Ant-Zen
Es ist ja immer so eine Sache mit der Melancholie: Manche ertragen sie im Stillen, vorzugsweise schweigend, andere erheben sie zur Kunstform. Trotz des im Januar veröffentlichten nahezu wortlosen Engima hat Philipp Münchs The Rorschach Garden seine Sprache keineswegs verloren. Mit Stealth Black präsentiert er sein zweites Album im laufenden Jahr.
Der Titeltrack, gleichsam introvertiert wie rhythmusbewusst, gibt musikalisch wie textlich die Richtung vor: Es geht in typischer The-Rorschach-Garden-Manier um das Widersprüchliche an sich, um sich wiederholende Prozesse, um das ewig gleiche Auf und Ab im Gegenwärtigen. Im Kern vielleicht sogar um den mit der Hoffnung auf Überwindung scheinbar allgegenwärtiger Tristesse konkurrierenden Wunsch nach mehr oder weniger vollständiger Auflösung und Erneuerung.
Und die Sonne scheint dennoch
The Rorschach Garden zu mögen, wird nicht jedem leichtfallen, es ist durchaus eine Herausforderung. Münchs Klangwelten klingen tendenziell verkopft und wollen nicht zwingend um jeden Preis gefallen. Ihr Reiz liegt im Verborgenen, im Unausgesprochenen, im nicht unmittelbar Aussprechbaren.
In einer Zeit der allmählich wieder halbwegs unbegrenzten Möglichkeiten scheint jeder x-beliebige Schreihals sein oftmals ermüdend uninteressantes Ego für ein Geschenk zu halten, das der Menschheit keinesfalls vorenthalten werden sollte. Vielleicht auch deshalb wirkt Münchs uneitle Herangehensweise vergleichsweise erfrischend. Stealth Blacks pulsierende innere Kraft lässt sich nicht im Vorbeigehen konsumieren – und auch das ist erfreulich: Packt sie einen, lässt sie einen so schnell nicht wieder los. (Kai Reinbold)