REZENSION

Linea Aspera „LP II“

Linea Aspera „LP II“

Rezension

Album // Self-Released

Aufsehen erregten Alison Lewis und Ryan Ambridge schon vor Jahren mit ihrem ersten Album. Das damals schlicht Linea Aspera betitelte Werk versprach 2012 der Auftakt einer großen Minimal-Synth-Geschichte zu werden – doch wenig später war unvermittelt Schluss. Ganze zwei Jahre, zwei EPs und ein einziges Album lang währte die erste (gar nicht mal so) kleine Erfolgsgeschichte dieser Band. Selbst in derart kurzer Zeit spielte sich das Duo in die Herzen vieler Liebhaber des Genres und ließ sich von dort bis zum heutigen Tag nicht mehr vertreiben.

Nach dem schnellen Ende von Linea Aspera widmete sich Alison Lewis ihrem Label Fleisch Records, dem Soloprojekt Zanias sowie Keluar, einer Kooperation mit Sid Lamar (Schwefelgelb). 2019 schließlich das unerwartete Linea-Aspera-Comeback, mit dem zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand mehr rechnete. Und jetzt, acht Jahre nach Veröffentlichung des unvergessenen Debüts, tatsächlich das zweite Album, dessen Titel den seines Vorgängers in puncto Schlichtheit sogar noch in den Schatten stellt: LP II. Obwohl soeben erst erschienen, wirkt es beim ersten Hören seltsam vertraut. Beinahe so, als sei es schon immer dagewesen.

Am Rande des Ereignishorizonts

Woran liegt das bloß? Zum einen offenkundig daran, dass Linea Aspera ihrem bewährten Stil treu geblieben sind. Und zum anderen daran, dass die Hälfte der insgesamt acht neuen Songs bereits vorab veröffentlicht wurde. Nach und nach, über mehrere Monate hinweg. Mit jedem einzelnen von ihnen legten Linea Aspera die Messlatte ein paar Zentimeter höher. Nun bestätigt sich der Eindruck, der sich einem frühzeitig aufdrängte: Dieses Comeback wird kein Erfolg, es ist bereits einer. 

Über allem schwebt nach wie vor Alison Lewis' faszinierend entrückt wirkender Gesang, der für sich allein betrachtet schon unbeschreiblich ist, doch erst im Zusammenspiel mit Ryan Ambridges Synthie-Tüfteleien entfaltet er sein volles Potenzial. Dank Songs wie Synapse, Vultures oder Fer-de-Lance war das bereits während Linea Asperas erster Phase unüberhörbar. Solar Flare, der Opener des neuen Albums, Redshift und das ungeachtet aller Harmonien durchaus zackige Event Horizon knüpfen nahtlos an die Stimmung von damals an. Das mit seinen teils hochtönenden Synths beinahe fröhlich wirkende Entropy verfolgt zwar einen etwas anderen Ansatz, klingt auf seine Weise aber ebenso typisch für diese außergewöhnliche Band.

Das zweite Album von Linea Aspera ist ein Versuch, zutiefst menschliche Erfahrungen mit physikalisch-astronomischen Konzepten in Einklang zu bringen. Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. (Kai Reinbold)



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