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Foto: Valter Leban

Laibach: Mit „Wir sind das Volk“ am Abgrund der Nation

Kann es überhaupt noch überraschen, was diese Band produziert oder inszeniert? Kaum. Dennoch gelingt Laibach stets, zumindest mit einem unerwarteten Projekt um die Ecke zu kommen. Das taten sie bereits vor knapp zwei Jahren, als sie ihre Theaterproduktion Wir sind das Volk erstmals aufführten. Und auch jetzt da das Stück für zu Hause angekündigt wurde.

Mit dem Untertitel Ein Musical aus Deutschland erscheint Wir sind das Volk am 25. März via Mute als Deluxe-CD und digital, eine Edition auf Doppel-Vinyl folgt am 10. Juni. Das Album bündelt Musik aus der gefeierten Produktion, die dreimal im Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin aufgeführt wurde. Kurz bevor Corona kam und das Programm schlagartig unterbrach.

Das Werk basiert auf Schriften von Heiner Müller (1929-1995), die in einen neuen Kontext gesetzt und musikalisch eingebettet wurden. Laibachs Verbindung zu dem Dramatiker reicht weit zurück: Bereits 1984 komponierten sie für das Slowenische Nationaltheater in Ljubljana Musik zu Müllers Quartett nach dem Briefroman Gefährliche Liebschaften. Im Jahr darauf trafen sie Müller in Berlin, wo er ihnen eine Zusammenarbeit vorschlug, die zu Lebzeiten nicht mehr zustande kam. Später schlug die Leiterin der Internationalen Heiner-Müller-Gesellschaft ein posthumes Projekt vor, das schließlich umgesetzt wurde.


Anja Quickert von der Gesellschaft: „Der Mythos der Nation kann nicht begraben werden, solange Gespenster sein Fundament untergraben. Der Dialog mit den Toten darf nicht abgebrochen werden, bis sich zeigt, welcher Teil der Zukunft mit ihnen begraben wurde. Willkommen am Abgrund der Nation!“ Mit Wir sind das Volk überführen Laibach gesellschaftliche Verwerfungen in Kunst. Die Sprechchöre, die 1989 ein Ruf nach Freiheit waren, sind in den letzten zu einem Instrument nationalistischer und rassistischer Ausgrenzung mutiert.

„Musik setzt Emotionen frei, ist deshalb ein großartiges manipulatives Werkzeug und eine mächtige propagandistische Waffe. Und deshalb kann eine Kombination aus Heiner Müller, der das Theater als politische Institution betrachtete, und Laibach nichts anderes als ein Musical sein“, erklärt die Band zu ihrer Produktion. Passend dazu das Artwork, das ein Gemälde des österreichisch-irischen Künstlers Gottfried Helnwein zeigt.

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Parallel zur Veröffentlichung sollen auch die Aufführungen im HAU fortgesetzt werden, weitere sind bereits bestätigt:

25.–28.03.Berlin, HAU
02.04. HR-Zagreb, Vatroslav Lisinski Hall
08.04. SI-Ljubljana, Cankarjev Dom
28.04. Hamburg, Kampnagel
23.–24.06. SI-Maribor
02.07. RS-Novi



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