Kann 2nd Face die hohen Erwartungen an sein zweites Album erfüllen? Das wissen Fans von Dark Electro der progressiven, krachigen Sorte spätestens ab dem 12. Mai 2023, wenn utOpium erschienen ist. Laut Label Dependent wurden sie jedenfalls weit übertroffen – und wer möchte allein angesichts der Vorabsingle Formula Extinction ernsthaft daran zweifeln?
Dicht, brachial, vertrackt, dabei atmosphärisch und sogar tanzbar. Diese Formel geht bei der Single voll auf. „Der Track ist inspiriert von der rücksichtslosen Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten durch den Menschen – ein Prozess, der unweigerlich eine dystopische Umgebung für alle nachfolgenden Generation schaffen wird“, so Mastermind Vincent Uhlig über Formula Extinction und eine Thematik, die programmatisch für den ganzen Longplayer ist: „Die Lyrics drehen sich um eine Gesellschaft, die durch soziale Medien und Streamingdienste ruhiggestellt ist. Jeder ist gemütlich in sein eigenes utOpium eingelullt und nicht in der Lage, diesem lethargischen Zustand zu entfliehen.“
Lyrische Tiefe gepaart mit exzellentem Songwriting, das zeichnet den zweiten Longplayer aus. Vor allem aber auch die außerordentliche Soundwucht und produktionstechnische Brillanz. Kein Wunder: Vince war an der School of Audio Engineering und hat sein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen. Nebenbei steckte der junge Mainzer über fünf Jahre Blut, Schweiß und Tränen in dieses Monster von Album.
Wie beim Vorgänger Nemesis (2017) vereint er eiskalt alte belgische Düster-Schule mit kanadischem Wahnsinn und einem Topping aus Avantgarde à la Tool. Dabei geht Vincent eigene Wege, was sich beispielsweise in der Verwendung von Synthies und Modularsystemen aus alten Beständen seines Vaters (Krautrock-Pionier Wolf-Rüdiger Uhlig) manifestiert.
utOpium von 2nd Face wird in einer limitierten 36-Seiten-Artbook-Edition mit Bonus-CD dystOpium (ein weiterer Track plus Demos und Versionen), als Digipak-CD und digital veröffentlicht.