REZENSION

yelworC „The Ghosts I Called“

yelworC „The Ghosts I Called“

Rezension

Album // Metropolis Records

Auf der einen Seite Erwartung und Hoffnung, auf der anderen die Realität. Dass es einen Haken geben würde, war deutlich aus der Ankündigung herauszulesen: Nur zwei Wochen Vorlauf, lediglich ein Digital-Album – so geht man auch in Amerika nicht mit diesem Namen um.

yelworC, das steht für brodelndes Hexenwerk, boshaftes Gefauche, pechschwarze Themen, abstruses Kopfkino. Für die Definition eines neuen Genres, feurige Tanzflächen-Gemenge, massiven Einfluss auf einen Zweig am äußersten Rand der Musikwelt – dort, wo kaum noch Licht ankommt. Einige nannten es vor rund 30 Jahren Terror-EBM, dann setzte sich der Begriff Dark Electro durch. Aber Peter Devin, der das Projekt nach sieben Jahren mit Dominik van Reich (jetzt amGod) seit 1994 allein führt, machte sich rar.

Auf das noch als Duo erschaffene Meisterwerk Brainstorming und dessen EP-Nachhall Blood In Face folgte 2004 das etwas andere aber durchaus ebenbürtige Trinity. Auf den Spuren von Dantes Inferno, noch abgründiger, ultra-komplex und rhythmisch tief verwinkelt. Jedoch verlangte Icolation drei Jahre darauf mit seinen kaum noch fassbaren Strukturen auch hartgesottenen Fans (zu) viel ab. In diese Hölle wollten ihm nicht alle folgen, der Meister verschwand.

Zehn Jahre, 15 Tracks

Und offenbar blieb er bis 2013 so gut wie untätig, denn nur bis dorthin reicht The Ghosts I Called zurück. Das neue Album ist eine Zusammenstellung von Material seitdem. Es sind Tracks, die einen bestimmten Reifegrad erreicht haben mögen. Keine Songs im klassischen Sinne und schon gar keine, die mit früheren Produktionen des Münchners vergleichbar sind. 15 insgesamt, einige davon eher abstrakt, andere atmosphärisch und melodisch – ohne annähernd den bedrohlichen Charakter und den Bombast von einst zu erreichen.

Vocals gibt es so gut wie keine, jedoch sind die typischen Sprach-Samples erhalten geblieben. Gebrochene Rhythmen, Flächen-Rudimente, vereinzelte Soundausbrüche mit ordentlich Hall und Tiefe. Clicks, Cuts, Glitch, Ambiente. Eine gewisse Unschärfe im viel eindeutiger als zuletzt akzentuierten Klangbild. Ja, es blitzt auf The Ghosts I Called auch yelworC-Handschrift auf. Aber die Geister, die Peter Devin nun rief, sind eher in IDM-Gefilden heimisch. Das muss weder schlecht noch ein Manko sein, stünde nicht eben jener Name auf dem Cover. (VJK)


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