Subject:2 „Forward/Return“
Rezension
Album // Electro-Shock-Records
Bei Eric Radcliffe gingen Anfang der 80er-Jahre die zukünftigen Stars ein und aus. Erst kam Daniel Miller, um in Radcliffes Studio das Album der Silicon Teens aufzunehmen, dann folgten Fad Gadget, Depeche Mode und Yazoo, während sich Radcliffe personell mit John Fryer verstärkt hatte. Gary Starky und Sandra Tully waren zu dieser Zeit noch Kinder, doch ihre Liebe für den Basildon-Sound entflammte schon sehr bald und lange, bevor sie sich 1991 erstmals über den Weg liefen. Und eigene Pläne schmiedeten.
Alle Träume des Trios, das sich Subject2Scandal nannte und von Gareth Hughes komplettiert wurde, platzten bald nachdem die große Plattenfirma Polydor zunächst Interesse bekundet hatte. Die musikalische Landschaft änderte sich gerade rapide und für Synth-Pop war plötzlich kein Platz mehr in einem England, das Take That und die Spice Girls regierten.
Zwei Schritte vor und drei zurück
Sandra gründete eine Familie, Gary gab nicht sofort auf und arbeite kurz mit Robert Marlow, einer weiteren Lichtgestalt aus Basildon, und sogar mit Vince Clarke an einigen Songs. Klar, dass diese Erfahrungen ihn prägten, und als 2016 Garys musikalisches Herz nach langer Zeit wieder zu schlagen begann, war es auf 4/4 getaktet und klang bereits wie die Basis für die vielen Melodien, die seinen Kopf nie verlassen hatten. Sandra musste nicht lange zur Rückkehr überredet werden, Subject:2 war geboren.
Eric Radcliffes Blackwing Studio gibt es schon lange nicht mehr, anderenfalls wäre dies der perfekte Ort gewesen, um die alten Ideen wieder aufzugreifen und neue in wohlklingende Songs zu verwandeln. Doch der alte Geist lebt hörbar weiter in den zwölf Stücken, die das Duo selbst produzierte und von Framework-Klangspezialist Daniel Zieske mastern ließ.
International Synth-Pop
Run Away, Take Me Home oder The Day You Cried erinnern eklatant an Erasure beziehungsweise Yazoo, Misplaced ebenso, verfügt aber noch über eine Synthiefläche, die jeder OMD-Hymne zur Ehre gereicht. Feels Like I’m In Love hat ein bisschen was von einer Gore-Ballade, wenngleich es das Cover eines Songs ist, den Ray Dorset von Mungo Jerry ursprünglich für Elvis Presley geschrieben hatte und den Kelly Marie 1980 zum Nummer-1-Hit in England machte. Get Things Started oder Life funktionieren mit ihrer unerhörten Eingängigkeit eher wie die mit Future-Pop aufgebrezelten Schlager von Mesh, sind also verhältnismäßig modern. Warum Gary Starky, der zweifellos ein hervorragender Sänger ist, hin und wieder Autotune zum Einsatz bringt, ist indes nicht nachvollziehbar: I’m Coming Through, im Grunde ein guter Song, wird im Refrain zum mittleren Ärgernis. Dann schon lieber die unverhohlene Liebäugelei mit Eurodance bei Better Luck Next Time inklusive E-Piano und Claps.
Insgesamt darf festgehalten werden: Viel besser kann man Synth-Pop nach Clarke’schem Vorbild nicht machen, gestern nicht und auch nicht beim nächsten Mal. Deshalb: Viel Glück damit – und dies gilt für Musiker wie Hörer!