REZENSION

OHMelectronic „OHMelectronic“

OHMelectronic „OHMelectronic“

Rezension

Album // Artoffact

Ein Album, das mit einem sauber ausgeführten Aufwärtshaken beginnt? Nette Begrüßung. Drückende Produktion, Klangfülle und im Refrain ausbrechender Gesang reichen jedoch nicht ganz, um die Hörer auf die Matte zu schicken. Freunde reinrassiger Vancouver-Soundgewalt sind vieles gewohnt, weshalb schon etwas härtere Bandagen angelegt werden müssen.

Das weiß Altmeister Chris Peterson, der bei Will und Decree tonangebend mitmischte, Unit:187 gründete und jahrelang bei Front Line Assembly im Dienst stand. Natürlich. Auch Konterpart Craig Huxtable, dessen Vita nicht ganz so hochdekoriert ist, kennt als Mastermind von Landscape Body Machine das Prinzip von Ursache und Wirkung ganz genau. Und ein akustischer Waisenknabe war das 2013 unter dem früheren Namen OHM veröffentlichte Debütalbum schließlich auch nicht.

Technisches O.K. ab der ersten Runde

Uppercut verklingt, da rauscht er auch schon heran, der erste Volltreffer. Everything Is Gone – klanggewordener Freefight. Alles ist erlaubt, bis auf Finger in die Augen stechen und Attacken auf die Genitalien. Darauf zielt Gast-Drummer Galen Waling (Left Spine Down, Lords Of Acid) auch gar nicht ab. Seine High-Speed-Stöße streifen den Solar Plexus und landen kurz ausgeführt in der Magengrube, begleitet von Huxtables wütendem Gebrüll. Wow, das hat gesessen! Eins, zwei, drei, vier, hochrappeln. Und eine Runde belauern. Flächensounds, Atmosphäre, eingängige Melodik: Auch das ist Vancouver. With besten Empfehlungen der Gänsehautabteilung.

Mit Leichtigkeit zum Schwergewicht

Undone zieht das Tempo wieder an, Disarmed fährt daraufhin die perfidere Strategie: Schleicht sich kurz an und zieht unvermittelt einen dicken Knüppel hinterm Rücken hervor. Sequenzen rattern links vorbei, rechts wütet Höllenlärm und von oben hagelt es Schlag auf Schlag. Wieder auf der Matte, alles schwarz, Godspeed. Zweieinhalb Minuten im instrumentalen Schongang und Effektvolles aus großen Maschinen münden im 140-BPM-Electro-Brett Decline, das sich stilistisch so dicht am Debüt orientiert, wie kein anderer Song auf diesem zweiten Album.
Viel Hall, dezente Anleihen von Trance, flüsternd gepresster Gesang – so ähnlich macht auch Endless War weiter. Es tänzelt dabei von einer Ecke in die andere und schlägt geschickte rhythmische Haken, ohne weitere Wirkungstreffer zu intendieren. Gefahr gebannt? Nicht ganz: OHMelectronic endet mit einem zweiten Instrumental, das bedrohlich massive Wände aus harschem Noise aufzieht. Zum Glück winken alte Decree dahinter schon mit dem Handtuch.

Lange musste man darauf warten, aber das Album übertrifft die hohen Erwartungen um ein ganzes Stück. OHMelectronic limitieren sich hier nicht in puncto Instrumentierung, experimentieren mit Stimme und Stimmungen, und schaffen es, aus neun einzeln betrachtet sehr unterschiedlichen Tracks ein stimmiges Ganzes zu machen. Spannung ist jedenfalls genug drin. Revanche?



DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN:

VOLT-News nach Hause

Ich akzeptiere die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzerklärung
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.