Maurizio Bianchi (MB) „Armaghedon“
Rezension
Album // Verlag System
Maurizio Bianchi (auch als MB bekannt) ist und bleibt einer der rätselhaftesten Charaktere der europäischen Industrial-Szene. Die Anzahl seiner Veröffentlichungen seit 1979 ist ungezählt, zumal die Releases mitunter Bianchis eigenen Vorstellungen konträr entgegenstanden.
1984 wandte sich Bianchi für viele Jahre von der Musik ab und wurde aktives Mitglied der Zeugen Jehovas. Seine letzte Veröffentlichung vor diesem radikalen Einschnitt war der Soundtrack Armaghedon zu seinem erst 2015 veröffentlichten gleichnamigen Film.
Das Album erschien seinerzeit im Eigenverlag – physikalische Kopien des Originals waren jedoch von Beginn an schwer aufzutreiben, da Bianchi zwei Drittel der 300er-Auflage zerstörte und so nur sehr begrenzt Exemplare im Auflauf kamen. Im Laufe der Jahre erschienen jedoch mehrere Neuauflagen in verschiedenen Formaten. Verlag System hat für die jüngste Wiederveröffentlichung nicht nur das Audiomaterial neu gemastert, sondern auch das Artwork restauriert.
Verglichen mit anderen MB-Werken wie Symphony For A Genocide klingen die beiden seitenfüllenden Tracks geradezu lebensbejahend. So verwundert es nicht, dass Bianchi im Herbst 2020 die Aufnahmen neu verortete – weg von der Zerstörung, hin zu neuer Hoffnung. Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich Armaghedon durchaus als spiritueller Soundscape goutieren; mit endlosen Delay-Ketten wird hier der menschliche Geist durchschritten. Nicht auf der Suche nach seinen Abgründen, sondern seinem Potential. (Sascha Bertoncin)