Karl Kave & Durian „Ungestüme Reiter“
Rezension
Album // Choléra Cosmique
Fronleichnam. In vielen deutschen Bundesländern sind alle Geschäfte geschlossen, stehen alle Räder still, im besten Fall scheint irgendwo die Sonne: Feiertage sind nutzlos. Es passiert einfach nichts und wenn nichts passiert, kann auch nichts Neues entstehen. Ganz anders als an normalen Tagen, in den ersten beiden Aprilwochen beispielsweise.
Damals hockten Carlo Rainolter alias Karl Kave, der kürzlich erst unter dem Pseudonym Carlo Onda dem Sonnen & Baden frönte, und sein Kumpel Andrin Uetz – den einen besser, den anderen so gut wie gar nicht bekannt als Durian –, in einem kleinen Ort im Osten der Schweiz beieinander, bevor geschah, was geschehen musste. Aus unbekannten Gründen konnte Andrin nicht in seine Heimat Wien zurückkehren. Also taten die beiden das, was Freunde immer tun, wenn ihnen langweilig ist: sich sinnvoll betätigen.
Sie begaben sich in Carlos Heimstudio und begannen damit, Lieder zu schreiben und Musik zu machen. Die Rollenverteilung war schnell geklärt: Nachdem Carlo einen seiner wunderlichen Tracks geschrieben hatte und sich zu Entspannungszwecken – und weil er es schlicht nicht erträgt, anderen beim Singen zuzuhören – in die Badewanne zurückgezogen hatte, überließ er Andrin die Textarbeiten.
Das Ergebnis, Ungestüme Reiter, ist eine mehrsprachige, minimal-musikalische Abhandlung voller geistreicher Dialoge über die Vor- und Nachteile der gemeinschaftlichen Freizeitgestaltung (Paris), über Einsamkeit (Inside), Patriarchat, Wurst- und Gurkensalat (Cafe Weidinger) und die Frage aller Fragen: What Is All This Noise About? Auch dank Jean Remy, dem Chef der französischen Plattenfirma Choléra Cosmique, dürfen darüber jetzt alle einmal nachdenken. Am 8. Juni ist Ungestüme Reiter von Karl Kave & Durian bei seinem Label erschienen. (Kai Reinbold)