REZENSION

Helena Hauff „Qualm“

Helena Hauff „Qualm“

Rezension

Album // Ninja Tune

So ist Hamburg: rauh, aber herzlich. Hier treffen Tradition und Moderne direkt aufeinander, fühlen sich Stars, Snobs und schräge Vögel gleichermaßen zuhause. Karl Lagerfeld, Uwe Seeler und Hans Albers gehören zu den berühmten Söhnen der Stadt. Menschen suchen und finden in Hamburg ihr Glück – doch die kleine Weltstadt im Norden erweist sich mitunter als launische Perle. So wie Helena Hauffs Musik hat Hamburg viele Gesichter. Nicht wenige ihrer Einwohner hat die Stadt sowohl kommen als auch wieder gehen sehen. Für manch einen erweist sich das Tor zur Welt gar als Endstation einer Reise ohne Wiederkehr.

Nicht so für Helena Hauff. Sie ist erfolgreiche DJ und Produzentin und gehört zu den bekanntesten Töchtern, die die Stadt in jüngerer Vergangenheit hervorgebracht hat. Dem Hamburger Abendblatt galt sie schon 2016, wenige Monate nach der Veröffentlichung ihres offiziellen Debütalbums Discreet Desires, als Superstar. Und das, obwohl sie in ihrer Heimatstadt damals längst nicht so bekannt war wie in anderen Teilen der Welt. Das dürfte tendenziell noch immer so sein, wenngleich der Aufstieg der talentierten Electro-Künstlerin hierzulande längst nicht mehr nur von Szene-Insidern zur Kenntnis genommen wird.

Zurück in die Zukunft

Die ihr zuteilwerdende Aufmerksamkeit hat sich Helena Hauff hart erarbeitet und deshalb verdient: Mit ihrer besonderen Art, elektronische Musik zu produzieren und zu interpretieren, bedient sie die heimliche Sehnsucht einer wachsenden Minderheit. Es ist der Wunsch nach mehr Authentizität im Klang, der dank Qualm – so heißt ihr zweites Album – mehr und mehr Gestalt annimmt.

Helena Hauff verleiht ihren Tracks teils futuristisch klingende Namen wie Hyper-Intelligent Genetically Enriched Cyborg und besinnt sich gleichzeitig auf analoge Qualitäten zurück, die einen an die Frühzeit des Techno, an EBM und Artverwandtes denken lassen. Und – selbstverständlich – nicht zuletzt an den rauhen Charme ihrer Heimatstadt Hamburg.

Helena Hauffs Qualm wirkt über weite Strecken düster und verschroben, verzerrt, beinahe dreckig. Die dezenten popmelodischen Ansätze ihres Debüts Discreet Desires treten diesmal nicht so deutlich hervor, sind aber weiterhin vorhanden. Auf Qualm klöppelt, knarzt und fiept es an beinahe allen Ecken und Enden und – Oldschool-Ansätze hin oder her – das Album klingt erstaunlich modern, rund, in sich stimmig. So etwas zu erschaffen, das ist wahre Kunst. (Kai Reinbold)



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