REZENSION

Dressel Amorosi „DeathMetha”

Dressel Amorosi „DeathMetha“

Rezension

Album // Giallo Disco

Zombie- und Blutsaugerfilme sind nicht jedermanns Sache. Wer jedoch einmal auf den, nun ja, Geschmack gekommen ist, der bleibt auch dabei. Das gilt für Graf Zahl ebenso wie für Anton und seinen Freund Rüdiger von Schlotterstein, den kleinen Vampir – und insbesondere für die Signores Dressel und Amorosi.

Dressel nennt sich mit Vornamen Heinrich, heißt also wie ein bekannter deutscher Archäologe und Inschriftenkundler früherer Zeit. Sein wirklicher Name lautet aber Valerio Lombardozzi. Er ist Mitbegründer des Labels Minimal Rome, Komponist und Produzent. Sein Kompagnon, Federico Amorosi, verfügt über Erfahrung als Bassist von Claudio Simonettiʼs Goblin, einer Prog-Rock-Formation, die hauptsächlich aus Mitgliedern von New Goblin besteht, einer Combo, die aus der ursprünglich Goblin genannten Originalband hervorging, zu deren Gründungsmitgliedern Simonetti ebenfalls gehörte. Wem das zu kompliziert erscheint, dem sei gesagt: Es wird noch verrückter.

Schräger als die genannten Beziehungsgeflechte sind nämlich die musikalischen Einflüsse der beiden Italiener. Bereits in den Siebzigerjahren produzierten Goblin regelmäßig Musik für Horrorfilm-Größen wie Dario Argento und George A. Romero, darunter der Original Motion Picture Soundtrack zum Genre-Klassiker Dawn Of The Dead, wohingegen Dressel sich bevorzugt von Werken John Carpenters und David Lynchs inspirieren lässt.

Lieder für Wiedergänger

Was dabei herausgekommen wäre, hätten sich Dressel Amorosi obendrein von Jess Francos herrlich verrückter Siebzigerjahre-Perle Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula leiten lassen, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Schade, denn wer erinnert sich nicht gern an die verführerische Tanzeinlage der ebenso unvergessenen wie bezaubernden Soledad Miranda zurück? Daran, wie sie sich begleitet von seltsamen Hammond-Orgelklängen kunstvoll ihrer wenigen schwarz und rot gefärbten Kleidungsstücke entledigte? Es war eine Sternstunde in der Geschichte des gepflegten B-Movies. Sogar der große Quentin Tarantino zollte ihr Tribut, indem er Teile des Soundtracks für seinen Film Jackie Brown verwendete.

Andererseits, wer weiß: Schwarz und Rot sind die prägenden Farben des Coverartworks der DeathMetha genannten Gemeinschaftsproduktion von Dressel und Amorosi, zu deren Opener Naked Body Found In Campitelli Soledad Miranda gewiss eine heiße Sohle aufs Parkett gelegt hätte, wäre sie noch am Leben. So bleibt am Ende nur eines: Anspruchsvolle Horrordisco mit elektronischem Zombiscurry. Immerhin ohne Knoblauch. Es hätte schlimmer kommen können. (Kai Reinbold)



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