REZENSION

Beinhaus „Zaehne“

Beinhaus „Zaehne“

Rezension

Album // Krater Recordings

Zaehne ist eine eruptive Neuerscheinung bei den auffällig unauffälligen Krater Recordings. Die 2010 gegründete Audiophob-Tochter mit Schwerpunkt auf elektronischer und experimenteller Musik beheimatet auch so heroische Zuckerstückchen wie Sick En For und das Ambient-Nebenprojekt von Mortaja, Torn From Beyond.

Beinhaus führen ihren Kampf gegen musikalische Barbarei bereits seit 1994. Zwei Jahre darauf brachte das Trio aus Hessen sein Debütalbum Töne Werden Klingen heraus. Inspirieren ließ es sich zum Beispiel von den ursprünglichen Einstürzenden Neubauten sowie von Test Department und Babyland. Bereitgestellt wird also Old-School-Industrial mit brutalstmöglichem Schlagwerk aus Metall, Stein und Plastik, das auf grobmotorische Werkzeuge wie Hammer oder Flex zur Klangerzeugung trifft – kombiniert mit konsequent deutschen Texten und moderner, harter Elektronik.

Das Wort muss eine Waffe sein!

Robert Karliczek, Marko Schröder und David Kim Hermsdorf sind frei von Genre-Schranken, sie vandalieren kompetent und rücksichtslos in Bereichen wie beispielsweise Breakbeat und Dubstep, bei Arbeiterliedern und Schlager; alles befindet sich in einer ständigen musikalischen Metamorphose. Speziell die im Furor intensive, perkussive Liveperformance, die das Abseitige zelebriert und eine Art psychopathieumwehtes Gesamtkunstwerk kreiert, beeindruckt. Bereits im Jahr 2000 präsentierten Beinhaus live auf dem Wave-Gotik-Treffen ihre opulente Musik für Kopf und Körper.

Nichts ist wahr, alles ist erlaubt!

Die Rosinen des Albumkuchens und somit unbedingt hörenswert sind Nur Einmal, Das Messer, Ich weiss alles, 180 auf Null und Im Krieg – also alles andere als wenige. Zusammengefasst: Vernäht und zugeflixt, das ist nichts für Menschen, die mit dem Kopf an der Heizung schlafen!
Für Enthusiasmierte gibt es auf der Band-Homepage drei ältere Alben zum Gratis-Download. (Daniel Karoshi)