REZENSION

Amorphous „Stigmergy“

Amorphous „Stigmergy“

Rezension

Album // Semantics Productions / Razgrom

In den frühen Neunzigern mit Morgue (später Morgue Mechanism) gestartet, bei Cri Du Chat und Off Beat gelandet und mit Nature’s Freak sogar in einigen Clubs gelaufen: Gil OS hatte schon einiges auf dem Kerbholz, bevor er 2015 mit Amorphous auftauchte. Beziehungsweise von vorn begann.


Denn nach 1997 war bei Morgue Mechanism direkt wieder Schluss und der heute in Brighton (UK) lebende Brasilianer verschwunden. Die entstandene Lücke konnte Gil mit seinem Comeback-Album indes umgehend schließen. Shapeshifting verband Electro nordamerikanischer und belgischer Baukunst und ließ kaum Fragen unbeantwortet, außer dieser vielleicht: Wo zum Teufel warst du so lange?!

Rückwärts laufende Samples, verzerrtes Geröchel, Vocoder auf schicken Refrains, mittelstark vertrackte Rhythmik, geloopte Melodiefetzen, Claps, kalte Finsternis – und das alles in bemerkenswert klare Soundbilder gesteckt. Amorphous fand dankbare Hörer, spielte hier und da auf einschlägigen Events und legte 2020 eine Spur düsterer und komplexer mit Moth Metaphor nach.

Die mit dem Blubb

Stigmergy ist nun wieder etwas anders. Es passt in atmosphärischer Hinsicht noch immer bequem in die Dark-Electro-Schublade, macht aber Platz für deutlich mehr Elemente aus EBM, Acid und Techno/Goa/Trance. Blackhole etwa steigt klinisch ein, nimmt mit knackigen Beats und einer fetten Sequenz Fahrt auf und bekommt Fülle und Tiefe mittels Effekt-Sounds und viel Hall. I’m Not Real würde sich mit zwei Spuren weniger und ohne die diabolischen Vocals auch in einem angesagten Berliner Club wohlfühlen. Das zugleich flächige und blubberige Enough zählt mit seiner geistigen Verwandtschaft zu Velvet Acid Christ sicher auch zu den besten der insgesamt acht Tracks. Und dank seiner herausragenden Detailverliebtheit wird auch ein vergleichsweise minimales Stück wie Tales Of Us zum pulsierenden Erlebnis.



Der Rest passt perfekt dazwischen, lässt das Album fließen und macht es zu einem erfrischenden Genre-Werk mit porösen Grenzen in alle Richtungen. Die physische Edition wird signiert und ist limitiert auf 300 Stück.




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