REZENSION

Ah Cama-Sotz „I Believe“

Ah Cama-Sotz „I Believe“

Rezension

Album // HANDS

Die einen möchten gern glauben, andere lehnen jeden Glauben strikt ab und wiederum andere glauben einfach – an sich selbst, an einen Herren, an die große Liebe. Woran Herman Klapholz glaubt? Daran, dass Fledermäusen und Katzen eine besondere Kraft innewohnt mit Sicherheit. Schließlich gibt der Belgier seit jeher an, in diesen Tieren Inspiration für sein kreatives Werk zu finden. Die Fledermaus bringt das Dunkle, die Katze das Mysteriöse und Neugierige in seinen Kopf.

In der Tat: Klapholz ist ein Mann mit zwei markanten musikalischen Gesichtern. Das eine ist faltig und verschlagen, sich stets im Schatten aufhaltend, aus dem anderen sprechen Kraft, Euphorie und Gewitztheit. Ah Cama-Sotz ist die Schnittstelle beider seiner Seiten: der düster-ambienten und der technoid-industriellen. Ah Cama-Sotz live gleicht einer Wundertüte: Entweder ihr entströmen nur schwarze Schwaden oder es knallt und schallt in allen Farben.

Und Gott sprach: Es werde laut!

Wer nun glaubte, bei zunehmendem Alter würden die gemäßigten Töne an Präsenz gewinnen, sieht sich getäuscht. Mit seinem letzten Seitenprojekt Gatto Nero (Schwarze Katze) ließ Klapholz einen echten Wildfang frei und I Believe ist nichts weniger als das druckvollste seiner 20 bisherigen Alben und ein Bekenntnis zum Gott der rhythmischen Vielfalt.
Im groovenden Lords Of Evil kollidieren Ethno und Noise in schwerer Taktung. I:Travel hetzt den Grat zwischen Tribal-Industrial und Techno entlang mit 130 Beats pro Minute, bei Signal/Noise/Resistance brodeln Breakbeats in dichten Soundwolken ohne wirklich hervorzubrechen, orientalische Flöten-Sounds und Perkussion schlängeln sich durch El Cuerpo, Mild As A Teardrop On A Grave und in Collision Wall pumpen die Bässe und hämmern die Beats, bis kein Stein mehr auf dem anderen liegt.

Während das Album seinen Mittelpunkt erreicht, ist sein stilistisches Spektrum einmal komplett abgesteckt worden und die markanteste Stelle nicht mehr fern: Den Innovationspreis gewinnt Ah Cama-Sotz für andere Tracks, aber seine Coverversion von Warm Leatherette, wenngleich sie die mindestens einhundertste dieses Klassikers von The Normal ist, hat etwas. Und das ist neben Gesang, der bei Ah Cama-Sotz sonst nicht existent ist, ein sensationelles Stakkato aus Rhythmus und Noise. Bemerkenswert ist auch LiftOff, das klingt, als wäre es Ende der 90er-Jahre in Koproduktion mit Imminent Starvation entstanden. Im ersten Augenblick glaubt man gar, es mit einer Coverversion zu tun zu haben. So viel zu I Believe.

Innen hui, außen huier

Wenn schon Digipak, ansprechend und ästhetisch, wie bei Hands üblich, dann bitte direkt so: 500 handnummerierte Exemplare erscheinen im Digi-Großformat mit der Bonus-CD Allerheiligenvloed – Het Verdronken Land Van Saeftinghe. Unterteilt in Chapter I bis Chapter VIII breitet sich ein Meer aus Flächen und sakralen Elementen aus – kalt, schwarz, tief. Ist man einmal drin, möchte man nie wieder auftauchen.